Jetzt habe ich wirklich schon ein Alter erreicht, wo Rückblicke eine gewisse Substanz haben können.
Heinz Dürr bin ich persönlich zum ersten Mal ca. 1989 auf der Hannover Messe begegnet. Schon während meines Studiums hatte ich bei Dürr Ecoclean in Monschau gejobbt, und dann – im Februar 1989 als frisch diplomierte Betriebswirtin – meine erste Stelle dort angetreten. Als „Vertriebsassistentin“ durfte ich auf der Hannover Messe Kollegen aus der Dürr Zentrale in Stuttgart kennenlernen, wurde Kunden vorgestellt und tauchte in in die Tiefen der Lackier- und Reinigungstechnik ein.
Sturm im Wasserglas
Der Besuch von Heinz Dürr war ein absolutes Highlight für die ganze Crew – vom Vorstand bis zur Vertriebsassistentin.
Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, die mich als Greenhorn damals besonders amüsiert hat – nicht ahnend, dass das Universum manchmal spaßig unterwegs sein kann.
Die Dame, die für die Organisation der kompletten Versorgungskette zuständig war, hatte die speziellen Zigarillos vergessen, die H. Dürr gerne rauchte. Sturm in Wasserglas! Es kam Bewegung in die Beteiligten und irgendjemand wurde ausgeguckt, so schnell es ginge eben diese Zigarillos zu organisieren. Ich stand fassungslos belustigt am Rande und beobachtete das interessante Spektakel.
Heinz Dürr selber war sehr freundlich, offen, mitarbeiternah – wie (nicht nur) das Foto inmitten der Damen beweist.
What goes around, comes around
Viele Jahre später, ich denke, es war ungefähr 2008, war ich nach einigen beruflichen Stationen wieder im Hause Dürr angekommen. Nunmehr als Marketingleitung war ich bei der Ecoclean für alle Marketingaktivitäten weltweit zuständig: Ein wunderbares Team und eine phantastische, erfolgreiche Zeit. Natürlich waren wir auch auf der alljährlichen Leitmesse der Reinigungstechnik in Stuttgart vertreten und Heinz Dürr kündigte seinen Besuch an.
Sie können es sich sicher denken …? Ich vergaß die Zigarillos und fand mich nun fast 20 Jahre später in der Situation vor, über die ich als Hochschulabgängerin so leicht überheblich geschmunzelt hat. What goes around …
In den weiteren Jahren besuchte H. Dürr unsere Messe immer noch einige Male. Einmal durfte ich ihn sogar vom Flughafen abholen – und er erinnerte sich. An mich, unser letztes Gespräch, ein paar private Details, die wir ausgetauscht hatten.
Visionär
Ein letztes Mal bin ich ihm persönlich in Aachen im Jahr 2010 begegnet, wo er auf dem „TEMA Tag“ einer Veranstaltung unserer Werbeagentur, zum Thema Mobilität einen Vortrag hielt. Er sprach schon damals über autonomes Fahren und Verkehrslenkung in der Zukunft – Ideen, die für mich so weit hergeholt schienen, wie der DeLorean, der Zeitreisen bei „Zurück in die Zukunft“ möglich machte. Mit seiner lebendigen Art des Erzählens UND seiner Expertise zog der damals immerhin schon 77jährige sein Publikum in den Bann.
Alter Mann, was nun?
Und nun gibt es ein weiteres Buch - mit 87 Jahren hat Herr Dürr noch einmal einen kleinen Einblick in Themen gegeben, die ihn bewegen .. und mich damit bewegt. Wenn er zu Beginn schreibt, dass ihm bei der Zweihundertjahrfeier der Humboldt Universität ein Sitz in der ersten Reihe verwehrt wurde, schmerzt mich das. Wegen all dem, was er geleistet hat. Wegen dem, was ihm wichtig ist. Aber auch generell, weil es zeigt, wie wenig Morgen das noch wert ist, was man gestern und heute geleistet und als wichtig angesehen hat. Sei’s drum. Für mich gebührt Ihnen noch immer ein Platz in der ersten Reihe, H. Dr. Dürr!
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